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Gummersbach, 27.2.2018 - Die achte Klasse der Waldorfschule in Gummersbach inszenierte das Theaterstück „Die Welle“.

Zwei Theaterstücke bringt ein Schüler der Waldorfschule während seiner Schullaufbahn auf die Bühne - in der 8ten und 12ten Klasse. Dieses Jahr entschied sich die Klasse 8 für das sozialkritische Stück „Die Welle“ nach dem Roman von Morton Rhue, in der Bühnenfassung von Axel Ziemke. Fast zwei Monate haben sie sich intensiv mit Theaterpädagogin Miriam Uhlemann und Klassenlehrer Dr.Neusser vorbereitet, am vergangenen Wochenende war es nun soweit.

„Wie können es die Deutschen nicht gemerkt haben?“ wundern sich die Schüler in der Geschichtsstunde über die NSDAP bei Lehrer Ben Ross. Sie sind sich einig, niemals zuzulassen, dass eine solch brutal agierende Minderheit die Mehrheit unterdrückt. Aber hat die Welt wirklich aus der Nazi-Zeit gelernt? Lehrer Ross startet heimlich ein Experiment mit seinen Schülern.

„Macht durch Disziplin, Macht durch Gemeinschaft und Macht durch Handeln“ lautete das Motto der Welle-Bewegung, die Ross mit seinen Schülern gründet. Tatsächlich sind die Schüler begeistert, fühlen sich als Teil eines Ganzen, sogar Robert, der „Fußabtreter“ der Klasse blüht auf und gehört fortan dazu. Die Verführungskraft von Macht, Gleichheit und militanten Strukturen kommt wie eine bedrohliche Welle von der Bühne über das Publikum geschwappt.

Die Schüler im Stück erleben, welche Kraft ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen kann und wie niedrig schon bald die Schwelle zur Gewalt gegenüber Außenstehenden sein kann. „Die Welle“ erreicht das Footballteam der Schule und bald schon kann sich kaum noch einer der Bewegung entziehen. Doch dann wird ein Schüler zusammengeschlagen – ein Jude. Zufall? Widerstand regt sich, zuerst unter den Eltern. „Menschen, die unzufrieden mit ihrem Leben sind, geraten in so etwas herein... aber es ist nicht real“, so Lauries Mutter, Mrs.Saunders. Auch unter den Schülern gibt es Zweifel. Schülerreporterin Laurie wagt es, sich kritisch gegen die Welle-Bewegung zu stellen, gemeinsam mit Alex und Carl - „Den letzten überlebenden Individualisten“ an ihrer Schule, die mit einer guten Portion Egozentrik und Humor daher kommen. Lauries Kritik wird mit Wut aus der Welle-Bewegung beantwortet, es kommt zu Handgreiflichkeiten zwischen ihr und ihrem Freund David, der dadurch erkennt, wie falsch die Bewegung ist. Was hat sich Geschichtslehrer Ross nur dabei gedacht – und hat er noch die Kontrolle über das, was geschieht?

An Waldorfschulen wird Gemeinschaft schon vom ersten Schultag ganz bewusst gelebt. Allerdings wird hier auf die individuellen Eigenarten elementaren Wert gelegt - ein fundamentaler Unterschied zum Ereignis in „Die Welle“. Um so erstaunlicher ist es, dass die Schüler der 8.Klasse auf sehr glaubhafte Weise aufzeigen, wie schleichend die Kraft einer Gemeinschaft zur Ausgrenzung führen kann. Das zu Beginn eher bunte Theaterstück mit lachenden und sich balgenden Schülern, strukturiert sich immer weiter, bis die Gruppe letztlich mit einer Stimme „agiert“. Als die gesamte 8. Klasse uniformiert, im Gleichschritt und laut skandierend durch das Publikum läuft, wird einem angst und bang!

Analog dem Roman löst sich die Bewegung zum Ende des Stückes mit einem großen Knall auf, als Lehrer Ross seinen Schülern klarmacht, dass „Faschismus nicht das ist, was andere Menschen getan haben!“ Konnten sich die Schüler zu Anfang nicht vorstellen, Teil eines solch brutalen Regimes zu sein, bringt Ross es nun auf den Punkt: „Faschismus steckt in jedem von uns!“

Während die jugendlichen Darsteller der 8.Klasse „Die Welle“ hinter sich lassen und zum Abschluss gemeinsam mit voller Kraft Pink Floyds Song „Another Brick In The Wall“ singen, ist der Zuschauer damit beschäftigt, den dicken Kloß aus dem Hals zu bekommen, den das Stück hinterlässt. Und man geht hinaus mit dem Gefühl, auch und besonders heute immer wachsam zu sein und niemals aufzuhören für Freiheit und Individualität in der Gemeinschaft zu kämpfen. Danke für diesen besonderen Abend! (us/mc)

 

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