Lebendig, Leben, Lernen

Seit vielen Jahren werden an unserer Schule 9.-Klässler zu Streitschlichtern ausgebildet, die dann in Klasse 10 täglich in der großen Pause (9:50 – 10:10 Uhr) den Schüler/-innen vor allem der Unter- und Mittelstufe als Mediatoren, als Streitschlichter, zur Verfügung stehen. Hierfür haben sie einen besonderen Raum zur Verfügung (ehemalige Teeküche am Turnhalleneingang), der mit Fotos versehen und einem Dienstplan an Türe und Fenster bereitsteht. Sie haben eine vorbereitete Situation, ein wenig Equipment und vor allem eine Ausbildung zum Streitschlichter!

Diese Ausbildung machen sie im Verlauf der 9. Klasse in dreißig Stunden, wovon der letzte Tag (Freitag und Samstag mit Übernachtung in der Schule) eine Art Prüfung beinhaltet. Hier muss jeder Teilnehmer in einem Rollenspiel, zusammen mit einem Partner, (Streitschlichtungen werden immer zu zweit vorgenommen) eine Konflikt-Situation zwischen zwei „Streithähnen“ zu klären versuchen. Sie werden von der Restgruppe beobachtet und danach korrigiert und beraten. Wenn es an der Gesprächsführung etwas Gravierendes auszusetzen gibt, kann man noch einmal üben und die Prüfung ggf. wiederholen.

An den Samstagen davor aber haben die Schüler Grundlagen über das Wesen eines Konfliktes und die Streitschlichtung erworben.

Hierzu gehören u. a.: 

  • das Wesen des Streites, eines Konfliktes,
  • die Streitschlichtung im Gespräch,
  • die Rolle, die die Körpersprache (nonverbale Kommunikation) spielt,
  • aktives Zuhören,
  • die Gefühle, die im Streit auftreten können, wie man sie erkennt und benennt,
  • die Fähigkeiten eines Streitschlichters, die es auszugestalten und zu festigen gilt,
  • Grundlagen und Prinzipien der Gesprächsführung in der Mediation und
  • vor allem in der zweiten Hälfte der Ausbildung das Kennenlernen und Einüben des Leitens zum Führen eines Mediationsgesprächs.

Die Ausbildung der Schüler/-innen und ihrer Ausbilder (zurzeit Emma Reinhardt und Jochen Fritsch) basiert auf dem Bensberger Mediationsmodell (BMM). Dieses Modell wurde seit 1996 an der Thomas-Morus-Akademie Bensberg entwickelt. Hier wird auch die Fortbildung der Lehrer/-innen vorgenommen, die an ihren Schulen mit den unterschiedlichen Werkzeugen des BMM arbeiten wollen.

Wie ich im vergangenen Jahr erfahren durfte, haben dabei längst nicht alle Kolleg/-innen der staatlichen Schulen so viel Rückenwind bei der Umsetzung wie wir an der Waldorfschule – obwohl –  auch bei uns ist die Streitschlichter-Ausbildung der Schüler/-innen auf der Seite der beteiligten Lehrer/-innen eine Frage des Ehrenamtes und nicht des Lehrplans!

Wie auch für die Schüler/innen ist die Arbeit der künftigen Ausbilder/-innen stark auf das Erlernen (und Verstehen) des Leitfadens ausgerichtet, den auch wir in Form von Rollenspielen erlernen. Dieser Leitfaden für die Moderation eines Mediationsgesprächs, gliedert das Gespräch in vier Schritte:

  1. In der Einleitung werden die Rahmenbedingungen geklärt (Begrüßung, Namen, Klassen, Unterrichte, Ablauf des Gesprächs, Versicherung von Allparteilichkeit und Vertraulichkeit sowie (sehr wichtig!) die Gesprächsregeln.
  2. Im zweiten Schritt wird, zurückhaltend, aber sicher moderiert von den 9.-Klässlern, der Konflikt aus Sicht der beiden Streitenden dargestellt und gegenseitig gespiegelt. Die Gefühle werden angesehen und die Konfliktpartner (!) üben den Perspektivwechsel, in dem sie die Gefühle des jeweils anderen formulieren.

 

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