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Lernen

In der 9. Klasse

wird dann vieles anders: Mit dem Übergang in die Oberstufe wird der Klassenlehrer abgelöst und die Klasse bekommt nun einen für sie zuständigen Betreuungslehrer. Jede Epoche wird nunmehr von einem anderen Fachmann unterrichtet und der Duktus des Arbeitens und Lernens ändert sich grundlegend. Das Begreifen eines Gesamtzusammenhanges wird immer mehr Aufgabe. Über Faktenwissen werden Kenntnisse geschaffen, der Schüler hat die Möglichkeit, den Menschen als Kulturschaffenden zu verstehen. Es geht um die Strukturierung des Denkens, kausales Schließen, vom Gefühlsurteil zum Verstandesurteil. Analytisches Vorgehen wird geschult. Der Schüler ist in der Zeitgeschichte angekommen.

Der künstlerische Unterricht hat für die 9. Klasse eine besondere Bedeutung. Er soll gegenüber der Gewichtigkeit der anderen Fächer mit ihren Gesetzmäßigkeiten ein Gegengewicht schaffen und den jungen Menschen mit einer Welt von schöpferischer Freiheit bekannt machen, in der die von Menschen geschaffenen Ordnungen bestimmend sind. In der Begegnung mit großen Meisterwerken der Kunst betritt der Mensch einen Raum, in dem er Freiheit erleben kann.

 

Das Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse

Das Landwirtschaftspraktikum in der 9. Klasse hat unter anderem zum Ziel, den Schülern Erfahrungen in Betrieben landwirtschaftlicher Nahrungserzeugung realistisch und lebensnah zu vermitteln.

Auf der theoretischen Ebene setzen sich die Jugendlichen mit den Unterschieden zwischen konventionellem und biologischem bzw. ökologischem Landbau auseinander.

Einige Grundlagen wurden bereits im Gartenbau-Unterricht der Waldorfschule angelegt.

Praxis erfahren die Schüler, indem sie – allein oder zu zweit – für drei Wochen den Alltag eines biologisch wirtschaftenden Bauernhofs miterleben – dort mitarbeiten und mitwohnen. Sie erleben dadurch auch das soziale Miteinander der Menschen mit, die von ihrem Wirtschaften leben. Und sie können eindrucksvoll erfahren, welch eine Vielfalt von Beziehungen sich im tätigen „Ur-Handwerk“ des Nahrung-Erzeugens und in der Arbeit mit Erde, Boden, Pflanzen, Tieren, dem Jahreslauf der Natur sowie im Umgang mit landwirtschaftlichen Maschinen und Produktionsabläufen ergeben.

Bei ihren vor allem körperlichen Arbeiten schulen die 14- bis 16-jährigen Schüler insbesondere Durchhaltevermögen, Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Sorgfalt sowie Planungs- und Handlungskompetenz.


Die Jugendlichen können eine Wertschätzung für landwirtschaftliche Arbeitsprozesse und biologische Nahrungsmittel sowie für das Zusammenspiel von Mensch und Natur entwickeln.

Die Jugendlichen dokumentieren ihre Tätigkeiten in den verschiedenen Arbeitsbereichen in einem individuellen Berichts- bzw. Praktikumsheft.

Jeder Schüler schreibt einen Rückblick auf seine Arbeit, in dem er das Erlebte auch ganz persönlich reflektiert. Diese Selbstreflexion fließt zusammen mit dem "Arbeitszeugnis" des landwirtschaftlichen Hofes in das künftige Abschlussportfolio des Schülers ein.

Nach dem Praktikum hält jeder Schüler ein Kurzreferat vor Eltern, Lehrern und Gästen über einen Aspekt des Arbeitens und Zusammenlebens während dieser Zeit.

 

In der Klasse 10

werden die in der neunten Klasse einsetzenden neuen Bezugspunkte und Methoden weitergeführt. Der mehr und mehr erwachende Verstand ist nicht nur zu anderen gedanklichen (geistigen) Leistungen in der Lage, er fordert sie gewissermaßen auch. Die Entwicklung von Ideen und Idealen spielt für die Jugendlichen eine besondere Rolle, wie auch das Weltinteresse im Allgemeinen. Hier sollte eigentlich jeder Unterricht Alltags- und Gegenwartsbezug haben und zugleich methodisch und sprachlich so eindeutig fachlich fundiert sein, dass hier eine neue Art von Autorität (im Sinne von Kompetenz) entsteht.

In der Eurythmie werden Metrik und Poetik durch Beispiele in chorische Bewegungen zum Ausdruck gebracht. Selbständige Formen sollen entwickelt werden. Es gilt, Urteilsgrundlagen zu schaffen, Beispiele dazu werden in allen Fächern geübt.

Auch das Feldmesspraktikum bietet ein geeignetes Betätigungsfeld, um sich messend und zeichnend mit der Erde auseinanderzusetzen und der Schüler hat dabei Genauigkeit gelernt. In enger Beziehung zu diesem Praktikum stehen natürlich die Gesetze der Mathematik, der Trigonometrie. Objektivität und Klarheit im Denken zu erlangen, Verantwortung für das eigene Tun zu bekommen, ist Ziel der Inhalte.

 

Das Feldmesspraktikum in der 10. Klasse

Laut Lehrplan wird in der 10. Klasse der Freien Waldorfschule Oberberg im Mathematikunterricht Trigonometrie theoretisch behandelt und im Anschluss sorgt ein Feldmesspraktikum für die praktische Vertiefung. Die Schüler eignen sich bei der Vermessung eines Landstückes Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit den erforderlichen Messgeräten an. Mit Hilfe der dabei gewonnenen Daten stellen sie die erforderlichen Berechnungen an und zeichnen eine Geländekarte.

In einzelnen Arbeitsgruppen erlernen sie Teamarbeit, selbstständig zu organisieren und die un-terschiedlichen Begabungen der Gruppenmitglieder zu nutzen. Außerdem erlernen sie so das Verständnis für die Notwendigkeit vom genauen und sorgfältigen Arbeiten, sowie die Wertschätzung von Stadtplänen und Atlanten.

Bei den verschiedenen Tätigkeiten wird das Abstraktionsvermögen gestärkt, was sich vor allem in der Fähigkeit zeigt, die Landschaft in einer Karte zu abstrahieren und umgekehrt aus einer Karte die Landschaft zu begreifen. Durch das Feldmesspraktikum wird insbesondere das persönliche Orientierungsvermögen geschult. Nach dem Praktikum wird jeder Schüler kurz über das Praktikum reflektieren und somit selber feststellen, was es ihm persönlich gebracht hat.

Aufgaben sind z. B. Vermessung eines Geländeabschnitts um die Schule herum oder außerhalb. Ausgehend von einem Vermessungsnetz werden Gelände und Wege vermessen und anschließend gezeichnet. Neben Aneignung und Anwendung von Messtechniken und Kartographie sollten sich die Schüler Grundlagen in Selbstorganisation und Projektmanagement erwerben.

Folgende messtechnische Kenntnisse und Fertigkeiten sollten sich die Schüler aneignen:

  • Umgang mit dem Bandmaß (horizontale Entfernungsmessung)
  • Umgang mit dem Marschkompass
  • Umgang mit dem Theodoliten (Horizontal- und Vertikalwinkel-Messung)
  • Anfertigung von Mess- und Rechenprotokollen
  • Auswertung der Protokolle und Qualitätssicherung
  • Flächenberechnung
  • Anfertigung maßstabsgetreuer Zeichnungen (Maßstab 1:500)
  • Anfertigung einer maßstabsgetreuen Karte

Der Arbeitstag beginnt immer um 8.00 Uhr mit einem Gesamtprojekt-Treffen. Danach wird in den jeweiligen Kleingruppen weitergearbeitet.
Thorsten Winterhoff (Mathematiklehrer)

 

In der Klasse 11

liegen die Sek. I Fachoberschulreife-Prüfungen an (FOR-Prüfungen), die auch die Waldorfschule in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch angeschlossen an das zentrale staatliche Verfahren abhält. Sie verlangen schon ab Klasse 9 und 10 ein methodisch anderes Arbeiten.

Die Analyse wird zur zentralen gedanklichen Operation in den intellektuellen Fächern - in den vielen künstlerischen Fächern gleicht der Blick auf das Ganze diese zergliedernden Tendenzen aus.
Vor allem sollen in diesen Fächern auch Stilcharakter geübt, erörtert und Urteilsbildung angeregt werden. Objektivität im Fühlen und damit zunehmende Urteilsfähigkeit im Seelischen zu erlangen, ist Aufgabe. Beweglich sollen die Denkprozesse werden und diese in neue Dimensionen führen.

In der 11. Klasse kommen somit die Abschlüsse immer mehr ins Blickfeld. Die staatlichen Prüfungen werden intensiv vorbereitet, die Zusammensetzungen und Größen der Lerngruppen helfen hierbei sehr.

Nach dem Landwirtschaftspraktikum (Klasse 9) und dem Feldmesspraktikum in Klasse 10 findet der Reigen der betreuten Praktika mit dem Sozial- und Dienstleistungspraktikum seinen Abschluss.

Am Ende der Klasse 11 steht für alle Schüler eine wichtige Entscheidung an: Mancher Schüler, für den die Schulzeit lang genug war und der eine klare Ausbildungsperspektive hat, wird jetzt die Schule verlassen. Eine andere Gruppe (in der Regel ein Drittel bis die Hälfte der Schüler) strebt das Abitur an und bereitet sich auf die Grund- und Leistungskurse vor. Und eine dritte Gruppe bleibt, um mit den Abiturienten zusammen den Waldorfabschluss zu machen und sich in einem ganz besonderen und individuellen 12. Schuljahr auf die Berufs- und Arbeitswelt vorzubereiten.

Das Sozial- und Dienstleistungsleistungspraktikum in der 11. Klasse

Das Sozial- und Dienstleistungspraktikum (auch kurz Sozialpraktikum genannt) in diesem Lebensalter gibt dem 11.-Klässler Gelegenheit, intensive und neue Erfahrungen im Umgang mit Menschen zu machen, welche an seinen Entwicklungsstand anknüpfen bzw. diesen erweitern.

Dem 17-jährigen jungen Menschen bieten sich dadurch in seiner Entwicklung neue Möglichkeiten und Fähigkeiten in der zwischenmenschlichen Begegnung.

Das Sozialpraktikum dauert in der Regel 3 Wochen, in welche der Schüler, die Schülerin in einer von ihm/ihr selbst gewählten Einrichtung mitarbeitet. Die Art der Einrichtung wählt der/die Schüler/in nach persönlichem Interesse und innerem Anliegen aus. Die Bewerbungen für das Praktikum gestaltet der 11.-Klässler selbstständig, wobei ihm/ihr die bisher erlernten Techniken zur Bewerbung zu Gute kommen.

Während des Praktikums ist der/die Schüler/in weitgehend auf sich selbst gestellt und muss soziale Kompetenzen, wie z. B. Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit und vor allem Verantwortung im Arbeitsablauf unter Beweis stellen.

Außerdem muss er/sie lernen, sich gegenüber fremden Menschen und neuen Situationen angemessen zu verhalten, ein Gespür für die Belange des Gegenübers und das menschliche Miteinander vor Ort zu entwickeln.

Nach dem Praktikum berichtet der Schüler/die Schülerin vor Eltern, Lehrern und Gästen über den eigenen Praktikumsplatz und seine/ihre Erfahrungen. Zur Dokumentation und Reflexion des Praktikums gehört das Führen und Abgeben einer Berichtsmappe in Portfolioform. Abschließend fasst der Schüler seine Aufgaben und Eindrücke in einem Kurzportfolio zusammen.

 

In der Klasse 12

schließlich wird der Waldorfabschluss vergeben, der neben den staatlichen Abschlüssen das Hauptziel der Waldorfschulzeit darstellt. Ein insgesamt neuer Duktus in der Schülergruppe, die die Sek. I-Abschlüsse schon hinter sich hat, unterscheidet die Klasse völlig von allem bisher Gewohnten. Drei - bis fünfwöchige „Expeditionszeiten“ führen die Schüler mit den unterschiedlichsten Aufgaben und Fragen außer Haus - vom Berufsorientierungspraktikum bis hin zur Sprach- oder Forschungsreise, ist alles denkbar. Persönliche Beratung und Betreuung sind hier das A und O. Gemeinsam mit den Abitur-Schülern finden die feierlichen Höhepunkte des Schuljahres statt: Die Präsentationen der Jahresprojektarbeiten (neuerlich am Ende der Klasse 11), die künstlerischen Abschlüsse in Musik, Eurythmie und den bildenden Künsten. Das große Theaterprojekt führt noch einmal alle zu einem letzten, großen und spannenden Projekt zusammen. Die Schüler feiern ihren Abschluss.

 

In der Klasse 13

wird sich intensiv auf das Abitur vorbereitet.

 

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